Veranstaltung: Die Oderflut 1947

Hochwasser im Oderbruch 1947
Hochwasserkatastrophe im Oderbruch, Aufn. April 1947, ADN-ZB/Donath Deutschland (sowjetische Besatzungszone)

Vor 75 Jahren, im März 1947, brach zwischen Reitwein und Küstrin-Kietz der Deich.
Innerhalb von vier Tagen stand das gesamte Oderbruch unter Wasser, 56 Dörfer mussten evakuiert werden.
Mit einer Veranstaltung erinnern der Verein gemeinsam mit dem Landrat von Märkisch Oderland und dem Gewässer- und Deichverband Oderbruch an die Ereignisse.

26. März 2022, 16.00 Uhr (Einlass ab 15.00 Uhr)

Kulturhaus Küstrin-Kietz / Karl-Marx-Str. 36

Eintritt frei. Es gelten die aktuellen Corona-Regeln

Programm:
Auftakt: Wochenschau- und Augenzeugenberichte zur Oderflut 1947
Begrüßung
Grußwort Simona Koß (SPD) Mitglied des Bundestages
Ansprache Gernot Schmidt (SPD) Landrat des Kreises Märkisch Oderland
Podiumsdiskussion / Experten des Landesumweltamtes äußern sich zum Stand und den
Perspektiven beim Schutz des Oderbruchs vor Hochwasser
Ausklang

Begleitprogramm:
Ausstellung mit Fotos und Texten von der Überflutung.
Kietzer Vereine stellen sich mit ihren Info-Ständen vor.
Der in Kietz geborene Autor Paul Rehfeld signiert seine Oderbruch-Romane GRENZBAHNHOF
und GOLDFIEBER


Mit freundlicher Unterstützung des Landratsamtes MOL, der Sparkasse Märkisch Oderland, des Landesamtes für Umwelt, der Amtsgemeinde Küstriner Vorland, des Gewässer- und Deichverband Oderbruch und des Kulturhauses Küstrin-Kietz.

Neues Projekt: Tschernobyl an der Oder

In Zusammenarbeit mit dem Journalisten Robert Dobe bereitet der Verein 2020 einen Audiowalk vor, der sich mit den Auswirkungen der Reaktorkatatstrophe von Tschernobyl auf das Oderbruch beschäftigt.

Im Oderbruch kursiert ein Gerücht. Im Mai 1986 sollen dort Männer unter großer Geheimhaltung Züge gewaschen haben, die durch die Katastrophe von Tschernobyl verstrahlt worden waren. Viele von ihnen seien später an Krebs gestorben.
Ein Audio-Walk begibt sich auf die Spur dieses Gerüchtes, befragt Zeitzeugen, zitiert aus Akten und versucht zu rekonstruieren, was damals
geschah. Er deckt auf, wie diese globalen Katastrophe in der deutsch-polnischen Grenzregion systematisch vertuscht wurde und beleuchtet so exemplarisch die Strategien der DDR im Umgang mit Katastrophen, der eigenen Bevölkerung und vermeintlichen Gegnern. Er erzählt die Geschichte eines Systems, das zwar permanent die Unbedenklichkeit der Strahlungswerte beteuerte, jedoch gezielt eine tatsächliche Risikobewertung durch Überwachung, Teilinformation und Unterlassung von Messungen verhinderte.
Der Bahnhof Kietz war 1986 einer der wichtigsten Güterbahnhöfe der DDR. Rund 300 Eisenbahner rangierten, reparierten und bezettelten hier Güterzüge auf ihrem Weg zwischen Westen, Ostblock und DDR. Täglich passierten Hunderte Waggons mit Kohle, Gas, Lebensmitteln, Dünger, Fahrzeugen, aber auch Waffen und Atombrennstäben den Bahnhof. Streng überwacht durch die Staatssicherheit und permanent im Visier ausländischer Geheimdienste.
Durch die Katastrophe von Tschernobyl wurden nicht nur weite Landstriche, Lebensmittel und Menschen verstrahlt, sondern auch Fahrzeuge. Darunter LKW und Güterzüge, die unterschiedlichste Waren quer durch Europa transportierten. Weil die Bundesrepublik Fahrzeuge am Grenzübertritt hinderte, die bestimmte Strahlen-Grenzwerte überschritten, sah sich die DDR gezwungen die betroffenen Fahrzeuge an geheimen Waschplätzen zu dekontaminieren, um so finanzielle Verluste abzuwenden. Wenn überhaupt vorhanden, war die Schutzausrüstung dabei oft mangelhaft und das eingesetzte Personal ahnungslos. Völlig unbehandelt blieben zudem alle Züge, die für die DDR bestimmt waren. Mehrere Tausend verstrahlte Waggons fuhren in den Wochen nach der Katastrophe durch die Republik. Das Bahnpersonal wurde darüber nicht informiert. Stattdessen wurde durch die Staatssicherheit genauestens überwacht und dokumentiert, wenn Menschen Zweifel an der offiziellen Version der Staatsführung zu den Auswirkungen der Reaktorkatastrophe äußerten.
Entlang des roten Fadens der Recherche um die verstrahlten Züge erzählt der Audio-Walk von den Erinnerungen von Deutschen und Polen an den Zweiten Weltkrieg, von der Annäherung zwischen ostdeutschen und polnischen Eisenbahnern in Zeiten sozialistischer Freundschaft, vom Leben und Arbeiten auf den Bahnhöfen Kostrzyn und Kietz, von der Agententätigkeit internationaler Geheimdienste, von Transformationserfahrungen nach der deutschen
Vereinigung und von der Macht der schwachen Strahlung. Zu Wort kommen zwei Befehlshaber von Entaktivierungskommandos, der Leiter des Bahnhofes Kietz und einfache Eisenbahner.

Der Audiowalk kann ab dem Herbst 2022 im Bahnhof Küstrin-Kietz ausgeliehen oder auf mobilen Endgeräten über das Internet abgerufen werden. Nähere Informationen zum Start des Projektes und zu den Nutzungsmöglichkeiten folgen.

Das Vorhaben wird von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert.